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Zwischen den Jahren

  • Heidi
  • 28. Dez. 2017
  • 8 Min. Lesezeit

Ich hoffe, Ihr habt Weihnachten gut überstanden, die Waage zeigt nicht all zu viele Gramms mehr und Ihr seid alle zufrieden mit Euren Geschenken.

Ich muss gestehen, dass ich die Waage gemieden habe. Ich bin Realist und muss mir die Auswirkungen nicht auch noch in nackten, grausamen Zahlen ansehen.

Es hat auch weniger mit den berühmten guten Vorsätzen für das neue Jahr zu tun, wenn ich sage: jetzt kommt erst mal wieder der viel zitierte Riegel vor mich und die Kalorien. Ich bin es meiner Gesundheit und meinem Herzen schuldig.

Ab heute geht das regelmäßige Walken wieder los (fällt Euch die Entschlossenheit dieses Satzes auf? Ich sage nicht "ab heute nehme ich mir wieder vor, mehr zu Walken). Außerdem im Januar das Aqua-Fit UND ich habe zu Weihnachten den von mir gewünschten Yoga-Kurs geschenkt bekommen. Der geht allerdings erst ab April los. Für den Sport ist im nächsten Jahr also schon mal gesorgt.

Ansonsten ist es - wie immer - eine ruhige Zeit, zwischen den Jahren. Kleiner Sprachexkurs gefällig? Wie ich in diesen Tagen lernen durfte, hat die Bedeutung dieser fast schon poetisch anmutenden Redewendung nichts damit zu tun, dass wir uns in einer Zeit befinden, wo das Alte noch gerade so anwesend ist, das Neue aber schon in Sichtweite. Es hat stattdessen eine historische Bedeutung, die in den unterschiedlichen historischen Jahresanfängen begründet ist.

So begann bei der julianischen Kalenderreform im Jahre 46 v.Chr. das neue Jahr noch am 1. März.

Selbst an den Monatsnamen lässt sich dies heute noch ableiten. So stammt z.B. das Wort September, der nun neunte Monat des Jahres, vom Lateinischen Septem = der Siebte ab.

Oktober = octō = 8

November = novem = 9

Dezember = decem = 10

Wusstet Ihr das? Ich jedenfalls nicht.

In christlicher Zeit ergaben sich weitere Terminverschiebungen für den Jahresanfang. Je nach Region z. B. Ostern oder zur Geburt Jesu am 25.12. Der offizielle Termin war allerdings immer der 1. Januar. Es gab also quasi so etwas wie ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den tatsächlichen Jahresbeginn. Daher stammt der Ausdruck "Zwischen den Jahren".

Nach der gregorianischen Kalenderreform 1582 setzte sich aber der 31. Dezember als letzter Tag des Jahres durch und ist es bis heute geblieben.

Wieder etwas gelernt. Vielen Dank, liebe Duden-Redaktion.

Ich bin aber überzeugt, dass die meisten Leute mit diesem Begriff Anderes verbinden. Das alte Jahr ist fast vorbei. Es wird ruhiger, nichts Wesentliches passiert mehr oder wird in Angriff genommen. Das neue Jahr ist noch nicht da, aber bereits in Sichtweite. Es winkt uns quasi schon zu. Und wir sind irgendwo dazwischen... zwischen den Jahren.

Übrigens habe ich in diesem Podcast auch die korrekte Schreibweise für das neue Jahr gelernt. Ich gehörte zu den Leuten, die immer "Frohes Neues Jahr" geschrieben haben. Ich dachte, dies sei ein feststehender Begriff. Ist es aber nicht. Korrekt ist in der Tat "Frohes neues Jahr." Muss ich mich aber erst noch dran gewöhnen...

Und was macht Ihr so zwischen den Jahren? Ich habe Urlaub und schmücke Weihnachten ab. Ich bin eine von diesen komischen Leuten, für die Weihnachten und die Weihnachtszeit mit dem 2. Weihnachtstag endet. So sehr ich die gesamte Advents- und (Vor-)Weihnachtszeitzeit LIEBE - wenn das Fest vorbei ist, ist auch für mich der ganze Spuk vorbei. Es mag möglicherweise daher kommen, dass ich immer versuche, die Adventszeit so intensiv wie möglich zu erleben.

Genau so intensiv sehne ich mich nach Weihnachten dann aber auch nach der Rückkehr zum Alltag. Nach Minimalismus. War rot in diesem Jahr bei mir die dominierende Farbe was die Dekoration anging, habe ich gestern alles Rot erst mal verbannt. Von Schränken, Fensterbänken. Tischen, Türkränzen, Tischdecken, Kerzen, bis hin zum Nagellack. Die Deko ist schlicht, das Essen ist so fettfei wie möglich, und bis Silvester ist alles Leergut zurückgebracht, einiges Überflüssige entsorgt, die Wäsche erledigt. Meine Mutter hatte immer diesen kleinen verrückten Aberglauben, dass man im nächsten Jahr mit Bergen von Wäsche geschlagen ist, wenn man den 1. Januar mit Bergen ungewaschener Wäsche beginnt. Ich habe mir dies aus irgend einem Grund bewahrt.

Gleich geht's runter in die Waschküche.

Einer der ersten, der dran glauben musste, als es ans Abschmücken ging, war mein süßer kleiner Weihnachtsbaum: eine Zuckerhutfichte. Ich hatte gehofft, ihn durch regelmäßiges Gießen und Einsprühen und durch einen Standort direkt an der Balkontür, entfernt von Heizkörpern, durch die Weihnachtszeit bringen zu können und sah ihn im Geiste schon meinen winzigen Balkon zieren. Aber vier Wochen im 20°C warmen Wohnzimmer waren dann wohl doch zu viel für den armen Kerl. Schade.

Between The Years

I hope you guys had a wonderful Christmas, the numbers on the scale are not too high and you’re all happy with the presents you’ve got.

I must confess that I avoided the scales. I'm a realist and I do not have to look at the effects in cold cruel numbers written down before my eyes.

It also has less to do with the famous good intentions for the New Year when I say: I’ll have to put a big distance between me and the calories now. I owe it to my health and to my heart.

From today, the regular walking starts again (you realize the determination of this sentence? I do not say "from today I plan to walk more.) Also in January the Aqua-Fit continues AND I got a yoga beginner class voucher for Christmas, which was on my wish list. This will not start until April though. But the sports activities will be taken care of next year.

Otherwise it is - as always - a quiet time, ‘between the years’, as we call the time between Christmas and New Year here in Germany. I was allowed to learn these days, that the meaning of this almost poetic phrase has nothing to do with the fact that we are in a time when the old is still present, but the new is already in sight. Instead, it has a historical meaning that is rooted in the different historical beginnings of the year.

With the Julian calendar reform in 46 BC. the new year started on the 1st of March. Which shows to this day in the name of the months. For example, the word September, now the ninth month of the year, means The Seventh - from the Latin Septem = the seventh.

October = octo = 8

November = novem = 9

December = decem = 10

Did you know that? I certainly did not.

In Christian times, there were further date shifts for the beginning of the year. Depending on the region it was e.g. Easter or the birth of Jesus on Dec 25. The official date, however, was always January 1st. So there was something like a head-to-head race around the actual beginning of the year. Hence the term "between the years".

However, after the Gregorian calendar reform of 1582, the 31st of December became the last day of the year and has remained until today.

You never stop learning.

I'm very sure though, that most people look at the term in a different way. The old year is almost gone. We hang on to the last few days. Nothing major happens. There's not much more to add to the old. We are all preparing for the new. It's not completey there yet, but we can see it already on the horizon, waving at us. We're somewhere in between.

And what are you doing Between The Years? I’m off from work and take down Christmas. The decoration, that is. I'm one of those weird people for whom Christmas and Christmastime ends on Boxing Day. As much as I LOVE this entire Advent- and Christmas season ... - when Christmas is over, my Christmas spirit has vanished into thin air. One reason may be that I always try to experience Advent as intensively as possible.

It is just as intense that I long for the return to everyday life after the festivities though. That I long for minimalism. Red was the dominant color in terms of decoration. But yesterday I banished all red completely. Banished it from tables, window sills, buffets, doors, tablecloths, candles up to nail polish. The decor is simple now and in light, natural colors, the food is as un-greasy as possible, and until New Year's Eve, all emties are brought back, some superfluous things disposed of, the laundry done. My mom always had that little silly superstition that when you start the first of January with mountains of unwashed laundry, you are hit with mountains of laundry during the year. Yes it's silly. But I have kept this for some reason.

I’ll be down to the laundry room in a minute.

One of the first who had to go was my sweet little Christmas tree: a mini white spruce. I had hoped to be able to bring him through the Christmas season by regularly pouring and spraying and by a location right at the balcony door, away from radiators, and in my mind he already graced my tiny balcony. But four weeks in the 20 °C (68F) warm living room was too much for the poor guy after all. Too bad.

Er hat sich sehr gerächt indem er seine letzten Kräfte mobilisiert hat, und mir beim Abschmücken so viele Nadeln wie möglich in die Hände gepiekt hat. Ich hab's ihm nicht übel genommen.

He went all Avengers on me though by mobilizing his last strength and pinning me with lots of needels while taking the deco down. I didn't blame him.

Ebenso traurig schaut diese Lichterkette, die nun wieder für ein Jahr in den Schrank verbannt wird. Ihre Batterien habe ich ihr aus dem Körper genommen und auf den Rücken geschnallt, um ein Auslaufen und damit den Tod aller Beteiligten zu verhindern. Glücklich sieht sie trotzdem nicht aus, oder?

This chain of string lights looks as sad as the tree. No wonder since she'll be stashed away in the cupboard for another year. But first I took the batteries out of her body and put them onto her back to avoid leaking, which would be the death of both of them: batteries and string light. But no, she doesn't look happy, or does she.

Meine Frage an Euch ist nun: seht Ihr ein Gesicht in dieser Lichterkette/Batterie-Anordnung? Sind Euch schon mal Gesichter in Dingen aufgefallen? Die Steckdose die Augen hat, zum Beispiel? Es gibt ganz viele solcher Beispiele. Es gibt Leute, die spezialisieren sich darauf, Gesichter in Alltagsdingen zu finden. Es ist eine weitere Form der Achtsamkeit. Des genauen Hinschauens. Aber auch der Fantasie.

Es kann gut sein, dass ich in Zukunft häufiger solche Fotos posten werde. Wann immer mir ein "Gesicht" irgendwo begegnet. Löst es damit das Herz des Tages ab? Sagen wir mal so: ich werde nicht jeden Tag ein "Gesicht" finden. Sie zeigen sich seltener als Herzen. Und das Thema Herz ist ja nicht ganz aufgegeben. Es wird nur kein tägliches mehr sein.

Also schauen wir einfach mal, was sich mir so alles offenbaren wird in nächster Zeit.

My question for you is: do you see a face in that string-of-light/battery arrangement? Have you ever noticed faces in things before? The socket that has eyes, for example? There are many such examples. There are people who specialize in finding faces in everyday life. It is another form of mindfulness. Awareness. The exact look. But also the imagination.

It may well be that I will post such photos more often in the future. Whenever I encounter a "face" somewhere. Does that replace the Heart of the Day? Let's put it this way: I will not find a "face" every day. They are less common than hearts. And the heart topic is not completely abandoned. It just will not be daily one anymore.

So let's just see what faces will be revealed to me in the near future.

© Copyright Heidi Oehlschläger
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