Dance Like No One's Watching
- Heidi
- 24. Apr. 2017
- 3 Min. Lesezeit

Tanzen bis der Arzt kommt, und das auch noch zu gutem altem Rock aus den 70ern und 80ern. Kann mich kaum erinnern, wann ich das zum letzten Mal gemacht habe. Zuletzt wirklich regelmäßig aktiv raus auf die Tanzfläche, das war in den 1990er Jahren. Damals wohnte ich noch nicht in Velbert. Die Beste Freundin von Allen und ich besuchten uns nur regelmäßig im wöchentlichen Wechsel, und wenn ich mal wieder in Richtung Bergisches Land/Ruhrgebiet fuhr, ging’s regelmäßig freitagsabends nach Castrop-Rauxel ins »Spektrum«. Ein Rock Club der über die Grenzen von CR hinaus bekannt war für seine coole Musikauswahl. Jedenfalls für Leute, die ein wenig aufs härtere Genre stehen. Wenn um 0:30 Uhr Metallica’s Enter Sandman aus den Boxen dröhnte, war die Tanzfläche voll, wurde sich der Ärger und Stress der Woche aus dem Leib getanzt. Das Publikum bestand vornehmlich aus Jungs in schwarzer Lederkluft und langen Haaren, und Mädels die mit gelackter Disco-Attitüde und Modern Talking nichts im Sinn hatten. Die Stimmung war immer toll, und die Musik, wie gesagt, genau das, was das Hardrock-Fan Herz erfreut. Das Bier war schlecht (Iserlohner, kein Wunder), aber das hat niemanden gekümmert. Es floss trotzdem in Strömen.
Irgendwann waren die Zeiten dann für uns vorbei. Die üblichen Leute blieben mehr und mehr aus, die Musik begann sich – auch im Zuge von Grunge & Co – immer mehr zu verändern, und irgendwann gingen wir nicht mehr hin.
Das muss auch die Zeit gewesen sein, als wir anfingen, auf große Konzerttouren zu gehen. Die Ära Bon Jovi begann. Wer sich jetzt fragt, wie denn eine Vorliebe für Heavy-Metal und Bon Jovi zu vereinbaren ist, dem sei gesagt: es ist zum Glück Raum für viele Musikrichtungen, Stile und Geschmäcker. Außerdem gab’s Bon Jovi schon vor Always und Bed of Roses… und da klangen sie ein wenig anders…
Das Ende unserer »Spektrum« Zeit war im Grunde dann auch das Ende von Discos (obwohl ich mich immer geweigert habe, das »Spektrum« als klassische „Disco“ anzusehen. Disco, für mich persönlich, ist Dance-Musik, wummernde Bässe, aufgetakelte Mädels die sich in Rudeln auf der Mädchen-Toilette treffen und kichern, sowie bunte süße Drinks mit Strohhalm. So habe ich schließlich auch mal angefangen… aber zum Glück nicht so weitergemacht.
Inzwischen sind wir in einem Alter, wo unsere Kinder, hätten wir denn welche, quasi selbst schon fast dem typischen Disco-Alter langsam entwachsen sein könnten. Eine gute Kneipe/Bistro etc. reicht heutzutage völlig, um einen netten Ausgeh-Abend zu haben.
Vor einiger Zeit hörten wir dann von »Alldie legt auf«, einem Vinyl-Abend in Velbert-Langenberg. Ort des Geschehens ist ein ehemaliger Aldi-Supermarkt, der nach seiner Schließung in ein Kleinkunst- und Eventzentrum (ALLDIEKUNST) umgewandelt wurde. Hier findet jeden dritten Freitag im Monat der Vinylabend statt. Heißt: jeder der mag, bringt seine Lieblings-Vinyl-Schallplatten mit und sagt dem DJ, welcher Titel gespielt werden soll. Fast alles ist erlaubt, offiziell nicht erlaubt ist Schlager- und Volksmusik, sowie allzu „Schmalziges“. Am beliebtesten beim Publikum, welches sich zwischen Ü-30 und Ü-50 bewegt, sind die guten alten 70er und 80er… manchmal auch noch 60er. Selten 90er, alles was das neue Jahrtausend vorgebracht hat, kommt so gut wie gar nicht vor. Logisch, denn das hört man ja sowieso jeden Tag im Radio rauf und runter.
Schallplatten mitbringen ist aber keine Pflicht. Einfach nur hingehen und eine gute Zeit haben ist genauso okay. Der Eintritt ist frei, Getränke gibt’s zu fairen Preisen, und auch immer einen kleinen Snack (mal eine deftige Suppe, mal warme Brezeln, auf den Tischen stehen Nüsse und andere Knabbereien). Der DJ legt auf, und recht schnell füllt sich die Tanzfläche.
Und so machten auch wir uns auf den Weg, als die ersten Töne von Nazareth’s This Flight Tonight erklangen. Man kann’s mögen oder nicht (ich mag’s), aber es lässt sich großartig darauf tanzen. Und dieser Song war der Auftakt einer ganzen Reihe großartiger alter Kracher. AC DC's Hell's Bells, Golden Earring's Radar Love, Joan Jett's I Love Rock'n Roll. Die Sisters of Mercy gehören eben so dazu... und kennt noch jemand Ann Clark's Our Darkness? Ok, ist weniger 70s Rock als elektronischer New Wave oder wie auch immer man es nennen mag. Ein Song den ich seit gefühlten Urzeiten nicht mehr gehört habe.
Viele Songs und noch mehr erhöhte Pulsschläge und Schweißtropfen später, brauchten wir eine Pause, und eine Abkühlung. Tanzen ist Sport. Das Fitnessprogramm für diesen Abend war locker erledigt. Aber ich hatte fast vergessen, wie unglaublich viel SPASS es macht. Augen zu, sich ganz dem Rhythmus der Musik hingeben, die Welt vergessen, und „abzappeln“. Dance Like No One’s Watching. Und es ist herrlich! Machen wir auf jeden Fall jetzt öfters, haben wir beschlossen.