Lebenszeichen
- Heidi
- 20. Feb. 2017
- 5 Min. Lesezeit
So war das eigentlich nicht gedacht. Und so sollte es auch nicht sein. Dass ich Ewigkeiten nichts von mir hören lasse. Und dass ein Blog so lange nicht aktualisiert wird.
Nun möchte ich mich ja selbst nicht eine Bloggerin nennen. Nicht in dem Sinne, wie wirkliche Blogger eben bloggen. Das würde ich als den wirklichen Bloggern gegenüber fast als Beleidigung empfinden. Aber gut, wie soll ich es sonst nennen, was ich hier so treibe an dieser Stelle.
Aber wie auch immer. Fakt ist: ich schreibe hier zu wenig. Das mag unter anderem daran liegen, dass ich mir selbst die Zügel erheblich gelockert habe. Mir gesagt habe, ich muss nichts müssen. Von wegen: jeden Tag ein Foto/Blogeintrag, wie letztes Jahr bei WordPress. Dieser ständige "Druck", sich an die eigenen Regeln halten zu wollen. Und jetzt habe ich so gut wie keine Regeln mehr, und es passiert, was immer passiert, wenn ich keine Regeln gesetzt bekomme oder mir selbst welche setze: ich werde nachlässig.
Nun ist es natürlich auch nicht nur eigene Disziplinlosigkeit, die dazu geführt hat, dass ich mich etwas rar gemacht habe. Es ist selten nur ein Grund warum etwas ist wie es ist. Natürlich ist es zu einem nicht geringen Teil auch das berühmte Leben was passiert, wenn man die berühmten anderen Pläne hat.
Gerade die letzen beiden Wochen waren, was die Arbeit im Büro betrifft, sehr stressig. In unserer Firma steht die alljährliche TÜV-Zertifizierung an (wer schon mal mit so etwas zu tun hatte, weiß wahrscheinlich, wovon ich rede) und die letzten Wochen vor dem Audit gehören mit schöner Regelmäßigkeit zu den arbeitsreichsten und stressvollsten des ganzen Jahres. Das bedeutet: nach Feierabend gibt's nur noch eins: nach Hause, auf die Couch, ausspannen, zur Ruhe kommen.
Ich merke auch sehr deutlich, dass ich Stress nicht mehr so einfach wegstecke, wie noch vor nicht all zu langer Zeit. Vor dem 10. Juni 2016, um genau zu sein. Der Tag, den ich überlebt habe, obwohl das nicht selbstverständlich war. Mir geht es gut, aber ich bin deutlich weniger stress-resistent und brauche länger, um mich von Stressphasen zu erholen.
Das bedeutet für mich: nach stressigen, arbeitsreichen Tagen gilt es, zurückzufahren. Zu entspannen. Nichts mehr zu tun, was nicht zwingend getan werden muss. Dazu gehört auch das stundenlange am Computer sitzen zu Hause. Das wird jetzt ersetzt durch eine Runde Nickerchen und/oder entspannt einem Hörbuch lauschen (derzeit übrigens das bisher ganz wunderbare »Ein wenig Leben« von Hanna Yanagihara).
Dann hatte ich eigentlich vor, am Samstag mal ein wenig den Rückstand aufzuholen, musste aber leider das Virenschutzprogramm einmal über interne und externe Festplatte laufen lassen, was quasi den gesamten Tag und Teile der folgenden Nacht gedauert hat. Am Sonntag war Die Beste Freundin von Allen hier, und wir haben an einem anderen Projekt gearbeitet (mehr dazu in Kürze).
Aber heute. Heute sollte es nun endlich sein. Auch wenn es nicht wirklich etwas Neues zu erzählen gibt. Auch wenn ich quasi nur wieder viel Worte um eins mache, nämlich warum ich derzeit nicht viele Worte habe.
Dafür werde ich Euch aber jetzt ein paar Bilder um die Ohren hauen. Nachdem ich mir nämlich am Samstag mal wieder meine geliebten Spaghetti Aglio Olio (die mit viel Olivenöl, noch mehr Knoblauch und reichlich Grana Padano) gekocht habe (Teil 1 des #fuckdiet Wochenendes, Teil 2 war die Pizza am Sonntag samt einem Viertel Rotwein) habe ich dann doch meinen inneren Schweinehund überwunden, und bin noch mal losgegangen. Fast wäre der Tag sportlos an mir vorbeigegangen, aber mit einer Ladung Spaghetti im Bauch wurde das schlechte Gewissen dann doch zu groß. Ich bin einfach drauflos, durch Velbert's Straßen, vor allem auch solche, die ich entweder nie benutze oder sonst mit dem Auto befahre. Unterwegs habe ich fotografiert (mal wieder mit dem iPhone, ich hatte einfach keine Lust, die SLR zu "schleppen") was mir so vor die Linse kam. Im Grunde war das viel von Velbert's Trostlosgkeit. Die Stadt hat sicher nicht nur hässliche Ecken, aber die schönen muss man schon gut suchen. Und gewisse Gegenden sind einfach trist und unschön. An einigen davon hat mich meine Wanderung auch vorbeigeführt. Die Fotos sind alle bearbeitet, zum Teil habe ich mit meinen eher spärlich vorhandenen Kenntnissen in Lightroom etwas herumexperimentiert. Eher spielerisch. Hatte nicht den Anspruch auf hochkarätige Ergebnisse. Einfach mal sehen, was passiert, wenn man Regler A nach links und Regler B nach rechts verschiebt (sehr einfach ausgedrückt).
Wobei ich meine Ansprüche vielleicht doch mal wieder etwas hochschrauben sollte. Vor allem die, hier wieder etwas aktiver zu schreiben.
In dem Sinne bis demnächst.
Heidi xo
Und jetzt die Fotos:
Wir starten auf dem Parkplatz vor dem Rathaus, Blick auf das Postamt. Samt Pfützen-Spiegelung.

Und weil's so schön war, gibt's noch eine weitere große Pfütze samt Spiegelung. Man sieht, es hat in letzter Zeit etwas geregnet.

Weiter geht's Richtung Fußgängerzone. Diese... Kunst... oder was es auch immer sein soll, findet man seitlich am Gebäude von Thalia. Zumindest bringt's etwas Farbe ins Grau.

Des einen Abfall ist des anderen Abendessen.

Wir stehen am Franz-Karrenberg-Platz mit Blick auf »Bunti« die Schlange, die zum Teil Spielgerät für Kinder ist, und aus deren Kopf im Sommer Wasser in den Teich vor ihr läuft. Wir befinden uns mitten im Zentrum von Velbert. Downtown, sozusagen.

Ganz andere Ecke. Rechts im Hintergrund ist die Christuskirche. Auf dem leeren Platz im Vordergrund stand bis vor nicht all zu langer Zeit noch eine Schule. Die Schule, die Die Beste Freundin von Allen früher besucht hat. Tja... so gehen sie dahin, die Dinge aus der Jugend...

Noch etwas aus unserer Jugend: Ein Kaugummi Automat. Ob dieser hier noch funktionstüchtig ist, kann ich nicht sagen. Insgesamt hat das Bild etwas eher trostloses und verlangte nach einer passenden Farbgebung in der Nachbearbeitung. Fand ich.

Hier wird seit Jahresbeginn fleißig gebaut. Wer sich meine Fotos Ein Spaziergang durch Velbert angesehen hat, wird eventuell die Fotos der leerstehenden Gebäude gesehen haben. Das sind genau diese, die jetzt hier abgerissen werden. Zugunsten eines neuen Einkaufszentrums. Natürlich. Was auch sonst. Seit vielen Jahren geplant, Investoren kamen und gingen, der ganze Komplex lag brach, verfiel, aber jetzt scheint es doch loszugehen. Mal sehen was draus wird.

Schon komisch, wenn ich mir das ansehe. In diesem Gebäude war mal die Praxis meines Zahnarztes. Meines ehemaligen Zahnarztes. Er ist in Rente gegangen. Das Gebäude wird bald nicht mehr sein. Alles vergeht. Alles wird neu.

Und wieder woanders. Wandmalereien (-klecksereien?) in der Schloßstraße. Ich hab was übrig für solche Dinge. Auch für Graffities. Können wir das hier Graffitti nennen? Fragen wir mal das Internet. Also: "Graffiti, italienisch Singular Graffito, steht als Sammelbegriff für thematisch und gestalterisch unterschiedliche sichtbare Elemente, zum Beispiel Bilder, Schriftzüge oder Zeichen, die mit verschiedenen Techniken auf Oberflächen oder durch deren Veränderung im privaten und öffentlichen Raum erstellt wurden." (Quelle: Wikipedia) Also dann doch...


Strukturen. Formen. Linien. Müsst Ihr jetzt nicht mögen. Ist okay.

Dann biegt man um eine Ecke und eine leuchtend rote Sonne geht gerade unter. Und es gibt keinen Weg, sie so einzufangen, dass das Bild ihr gerecht wird. Ihr dürft mir glauben: in Echt sah's richtig toll aus.

Neuapostolische Kirche #1. Weiß jemand, was es mit der Neuapostolischen Religion auf sich hat? Ich nicht. Bin mal katholisch getauft worden, konnte aber schon früh mit der ganzen Sache nichts anfangen und bin später dann aus der Kirche ausgetreten. Mit der Kirche als Institution möchte ich nichts zu tun haben. Meine Nachbarn unter mir, die, die immer so nett sind, meine DHL Pakete anzunehmen, sind Neuapostolen und besuchen regelmäßig diese Kirche. Die sind strenggläubig. Sind trotzdem nett :-).

Neuapostolische Kirche #2. Interessantes Gebäude. Jedenfalls um ein Vielfaches interessanter, als die, die bisher auf meinem Weg lagen.

Neuapostolische Kirche #3. Hat was, in schwarz/weiß, oder?

Der Panorama-Radweg mal aus einer anderen Sicht. Normalerweise laufe ich immer da unten her. Heute gehe ich mal obendrüber.

Am Ende meiner Wanderung sah ich dies: "Miet me!" ist so ziemlich eine der schlimmsten Englisch-Deutsch Verstümmelungen die es so gibt. Was spricht gegen "Miete mich"? Ich weiß, in Zeiten, wo Coffee To Go und Sale zum regulären Sprachgebrauch gehören, sollte man sich über so etwas nicht mehr wundern. Dämlich find' ich's trotzdem.

ENDE