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Mia

  • Heidi
  • 19. Jan. 2017
  • 7 Min. Lesezeit

Hallo Leute!


Wie ich ja schon mal an dieser Stelle erwähnte, haben sich die Regeln im Gegensatz zu meinem früheren Blog bei WordPress dahingehend geändert, dass ich nicht mehr zwingend jeden Tag posten muss. Weiterhin habe ich beschlossen, dass die Fotos, die zu einem Blogartikel gepostet werden, nicht zwingend von diesem bestimmten Tag stammen müssen. Das einzige Muss: sie müssen von mir sein. Was dann aber auch die einzige Regel bleiben soll. Für diesen Blog hier gilt: so wenig Regeln wie möglich und so viel Spontan und Stressfrei wie möglich.


Also kann ein Foto auch durchaus von gestern sein. Oder von vor einem Jahr. Oder von vor 10 Jahren oder mehr. Was mich zum eigentlichen Thema des heutigen Tages bringt, nämlich meine allerliebste Katze Mia. Mia ist genau heute vor 10 Jahren von uns gegangen und ich dachte, das wäre mal ein passender Zeitpunkt, Euch von ihr zu erzählen.


Hierzu muss ich allerdings etwas weiter ausholen und mit dem Tag beginnen, als ich zwei Katzen eines damaligen Arbeitskollegen von Stefie übernommen habe, der mit seiner Familie für eine ganze Weile beruflich nach Amerika gezogen ist. Die beiden Mietzen waren Geschwister: ein ganz schwarzer Kater und eine rot-weiß-schwarze Tabby Katze. Er war offen, neugierig und so gar nicht ängstlich. Sie war extrem scheu und öffnete sich mir gegenüber nur sehr langsam. Aber bevor wir so ganz und vollständig Freunde werden konnten, wurde ihr leider das gekippte Wohnzimmerfenster zum Verhängnis. Das war ein ganz schrecklicher Tag, als ich eines Morgens ins Wohnzimmer kam, und sah sie dort. Ich habe mir lange Zeit Vorwürfe gemacht, das Fenster abends nicht geschlossen zu haben. Aber geändert hat das natürlich auch nichts. Ihr Bruder – von mir später Moppel genannt – trauerte und ich begann mich zu fragen, ob ihm eine neue Wegbegleiterin helfen würde. Immerhin waren die beiden zusammen aufgewachsen und er war es nicht gewöhnt, völlig allein zu sein. Zumal beide auch reine Wohnungskatzen waren und das Haus nie verließen.


Also rief ich die Katzenhilfe Aachen e.V. an, die mir nach einigem Papierkram und vielen Auflagen ein junges schwarz-weißes Kätzchen vermittelte, welches aber von einer wild lebenden Katze stammte und die Wohnung überhaupt nicht gewöhnt war. Man sicherte mir zu, dass das Tier sich schnell an die neue Situation gewöhnen würde, riet mir, alle Pflanzen abzuschaffen und diverse Einrichtungsgegenstände in der Wohnung zu entfernen oder anders zu arrangieren. (Ja, ernsthaft!) Ich habe den Rat nicht befolgt, denn ich war mir sehr sicher - das hätte nichts genützt. Dieser kleine Wildfang – sie hieß Whoopi – veranstaltete das reinste Chaos und war völlig unerziehbar. Ich musste sie schweren Herzens zurückgeben. Diese Katze gehörte nach draußen und nicht in eine Wohnung.


Was dann folgte, war einerseits ein Fehler, andererseits ein Segen. Denn ich entdeckte eines Tages eine Kleinanzeige von einer Züchterin im Wochenblatt. Keine offiziell registrierte Züchterin, wie sich später herausstellte. Sie hatte sich spezialisiert auf Kreuzungen von Karthäuer- und Perserkatzen und wollte für ein junges Kätzchen 250 Mark haben. Bar auf die Hand, ohne Rechnung oder Papiere. Ich entschied mich damals dafür; heute würde ich das nicht mehr tun. Heute würde ich ganz simpel ins Tierheim gehen und solche sogenannten "Züchter", die am Ende aber nichts anderes als im günstigsten Fall Tierhändler und im ungünstigsten Fall Tierquäler sind, nicht mehr unterstützen.


Aber damals war damals und so holte ich das kleine Kätzchen 9 Wochen nach seiner Geburt bei der Züchterin ab. Das war eigentlich viel zu früh und ich merkte an, dass man die Kleinen doch nicht vor der 13. Woche von der Mutter trennen sollte. Aber die Züchterin wollte sie wohl loswerden bzw. endlich das Geld kassieren und versicherte, das sei "unbedenklich".


Als ich dort ankam, bot sich mir dann ein trauriges Bild. In ihrem Haus und draußen im Garten und Vorgarten sah ich unzählige Katzen, die auch teils etwas verwahrlost aussahen. Im Haus roch es unangenehm und insgesamt machte das gesamte Anwesen einen etwas schäbigen Eindruck. Wilde Züchterin die schnell viel Geld machen wollte… das war dann recht schnell klar. Wie sich später herausstellte, war mein kleiner neuer Familienzuwachs auch nicht entwurmt und sie hatte Flöhe. Also musste das arme Bündel zunächst mal in die Badewanne und mit Flohshampoo behandelt werden… was ihr so gar nicht gefiel.


Alles also nicht optimal gelaufen, und ich musste mir selbst auch einen Teil der Schuld geben, aber nun war sie da und ich schloss sie von Anfang an in mein Herz. Irgendwie dachte ich mir, dass die ganze Situation auch etwas Positives hatte: nämlich dass sie nicht weiter in diesem schmutzigen Haus inmitten von anderen, irgendwie nicht sehr glücklich aussehenden Katzen großwerden musste. Ok, vielleicht wäre sie ja von jemand anderem adoptiert worden, und hätte auch ein schönes neues zu Hause gehabt. Aber angesichts der hohen Anzahl Katzen die sich im und vor dem Haus befand, habe ich mich gefragt, wie viele Tiere diese Frau tatsächlich verkauft hat...


Inspiriert durch eine Spielzeug-Katze in einem Katalog, die meiner total ähnlich sah, wurde sie Mia von der Mäuseburg getauft. Freunde durften sie Mia nennen :-).


Mia war ein hübsches, grau-weißes Fellbündel mit recht langen Haaren. Das typische Grau hatte sie von der Karthäuser-Linie, ebenso wie das niedliche Gesicht. Der Karthäuser in ihr verhinderte das typische extrem platte und manchmal unfreundliche Gesicht der Perser. Von dieser hatte sie nur die langen Haare mit dem buschigen Schwanz und den gedrungen Körper.


Moppel, mein Großer, hat die Kleine sofort „adoptiert“ und unter seine Fittiche genommen. Eifersüchteleien oder ähnliches gab es niemals. Mia wusste immer, wer der Herr im Haus war, und die beiden kamen prächtig miteinander aus.



Allerdings fehlten Mia auch ein paar der typischen Katzen-Attitüden. Sie war eher eine „Schoß- und Sofakissen-Katze“, sie zickte niemals, sie tobte selten rum, stellte nie etwas an, und alles was sie wirklich wollte, war kuscheln. Entweder mit Moppel, oder mit mir. Anderen gegenüber – mit Ausnahme von Stefie – war sie immer scheu. Wenn Besuch im Haus war, war sie für gewöhnlich nicht zu sehen. Im Gegensatz zu Moppel konnte sie stundenlang auf dem Arm verweilen… saß auch schon mal auf der Schulter.


Ihr Fell war so lang, dass sie sich kaum selbst pflegen konnte. Selbst kämmen hat da nicht immer geholfen. Irgendwann wurde mir mal eine Hunde- und Katzenfriseurin empfohlen. Dort bekam Mia dann regelmäßig einen Haarschnitt.


Die Puristen unter den Liebhabern von Langhaarkatzen werden wahrscheinlich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wie man einer Katze die wunderschönen Haare abschneiden kann. Aber …. ganz ehrlich? Sie sah immer herzallerliebst aus mit ihrem kurzen Fell. Und für sie selbst schien es immer eine große Erleichterung zu sein, denn sie putze sich immer ausgiebig wenn die Haare kurz waren. Offen gesagt... welche nicht-hochgezüchtete Katze hat ganz langes Fell? Manchmal bin ich mir wirklich nicht sicher, ob die Perserkatzen nicht deswegen so unfreundlich dreinschauen, weil sie frustriert sind wegen all dieser Haare… Na wie auch immer. Moppel, Mia und ich waren lange Zeit eine glückliche kleine Familie… bis Moppel irgendwann eine Schilddrüsenerkrankung bekam. Er musste Tabletten schlucken (und ja, es war ein täglicher Kampf! Katzenbesitzer werden wissen was ich meine), was eine ganze Weile funktionierte, aber dann wurde er doch zusehends dünner. Eines Tages, als ich im Urlaub war, rief mich seine Babysitterin an, dass es ihm nicht gutginge und sie mit ihm auf dem Weg zum Tierarzt war. Leider verstarb er, noch bevor sie dort ankam. Das war im Juni 2005.


Mia trauerte sehr um ihren großen Stiefbruder und sie wurde noch anhänglicher, wenn das überhaupt noch möglich war. Ich hatte oft ein schlechtes Gewissen, aus dem Haus zu gehen, weil sie so ungern alleine war. Ich überlegte bereits, ob ich ihr wieder einen neuen Freund oder eine Freundin ins Haus holen sollte… doch dann wurde auch sie krank.


Ich erinnere mich heute nicht mehr, was die Tierärzte mir zunächst als Diagnose mitteilten, aber ich weiß, dass ich ihr jeden Tag eine Spritze setzen musste. Oftmals pinkelte sie irgendwohin, als könnte sie den Urin nicht mehr einhalten, was völlig untypisch war. Sie hattte nie irgendwohin gemacht, wo sie nicht sollte. Dann endlich hatte jemand den Gedanken, einen Ultraschall zu machen. Der Termin hierzu war am 17.01.2007. Die Älteren unter uns werden sich erinnern… es war der Tag von Kyrill, dem Orkan der mit Wucht übers Land fegte und Millionen Bäume zu Kleinholz machte. An dem Tag sagte ich den Termin ab, weil mein Weg zum Tierarzt mich teils durch halb bewaldetes Gebiet geführt hätte. Er wurde also verschoben auf zwei Tage später. Heute vor 10 Jahren.


Der Ultraschall war dann eindeutig. Die arme kleine liebe Mia hatte Krebs in ihrer Blase. Und zwar so weit fortgeschritten, dass es ein Wunder war, dass sie überhaupt noch Urin hatte halten können. Ich hatte sie auch nie klagen hören, sie hatte sich nicht merkwürdig benommen oder sich zurückgezogen: typische Anzeichen für eine Krankheit oder Schmerzen. Nichts. Einzig das unkontrollierte Wasserlassen war ein Indiz. Dass ein so großes Krebsgeschwür in ihr wuchs, dafür hatte es nicht den geringsten Hinweis gegeben.


Es war klar, was das bedeutete. Ich glaube, sie wusste es auch. Ihre Art, wie sie sich in meine Arme kuschelte… auf die Schulter kletterte… wie sie nicht von mir weg wollte... Es hat mir fast das Herz gebrochen. Nicht, dass ich nicht auch sehr um den armen Moppel getrauert hatte. Natürlich hatte ich das! Aber ich war nicht dabei als er starb (was für sich genommen auch furchtbar war! Ich hatte mich nie von ihm verabschieden können). Ich denke, jeder von Euch, der ein Tier hat – oder der schon mal ein Tier verloren hat – weiß wovon ich rede. Da muss nicht erklärt werden, wie man sich fühlt, wenn man seinen Liebling einschläfern lassen muss. Man gab ihr eine Beruhigungsspritze und ließ mich ein Weilchen mit ihr allein, um mich von ihr zu verabschieden. In der Zwischenzeit war auch Stefie angekommen. Ich brauchte dringend Beistand… wollte das nicht alleine durchstehen. Und dann ist Mia von der Mäuseburg friedlich über die Regenbogenbrücke gegangen, hat Moppel wiedergetroffen, und so viele andere, denen es dort, auf der anderen Seite der Brücke, total gut geht.


Heute vor 10 Jahren.





© Copyright Heidi Oehlschläger
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