"Das Paket". Leider ein Irrläufer.
- Heidi
- 9. Jan. 2017
- 4 Min. Lesezeit

Hallo Leute,
heute gibt's an dieser Stelle meine erste Buch-Rezension.
Um das gleich mal klarzustellen: ich bin keine Buch-Bloggerin und habe auch keinen Anspruch, eine zu werden. Wer fundierte Ausführungen, tiefe Einsichten und geschliffenen Schreibstil erwartet, ist bei mir leider falsch. Aber zum Glück können da ganz viele talentierte Buch-Blogger und Seiten im Internet, die sich diesem Thema widmen, viel besser weiterhelfen. Nein, hier gibt's nur ungeschminkte Meinungsäußerung.
Besonders ungeschminkt geht's bei mir zu, wenn ich was zu meckern habe. Denn "Meckertante" ist mein dritter Vorname (der zweite ist übrigens Gabriele... damit wär das Thema auch abgehakt). Ich bin immer dann glücklich, wenn ich irgendwo was kritisieren kann.
Aber bevor Ihr jetzt falsche Vorstellungen von mir bekommt: so schlimm wie sich das jetzt anhört, bin ich gar nicht. Ehrlich! Und offen gesagt schreibe ich lieber über ein Buch oder einen Film, dass ich begeistert war, als umgekehrt. Denn wer möchte schon schlechte Bücher lesen und bescheuerte Filme sehen.
So. Da wir das jetzt alles geklärt haben, kommen wir zurück zum eigentlichen Thema des heutigen Tages: meine unmaßgebliche Meinung zu Sebastian Fitzek's neustem... ähm, "Thriller" mit dem Titel Das Paket.
Unsere Protagonistin heißt Emma. Emma hatte in ihrer Kindheit mit einem etwas lieblosen Vater zu kämpfen, sowie mit einem (eventuell) imaginären (oder doch nicht?) "Mann im Schrank" namens Arthur, vor dem sie sich immer gefürchtet hat. Jahre später, Emma ist nun erfolgreiche Psychologin, wird sie brutal vergewaltigt von einem Serienmörder, der in Berlin sein Unwesen treibt. Einziger Unterschied zu den anderen Opfern dieses Täters: Emma hat überlebt, ist aber jetzt schwer traumatisiert und nicht nur arbeitsunfähig sondern auch kaum in der Lage, ein normales Leben weiterzuführen. Eines Tages gibt der Paketbote bei ihr ein Paket ab, welches eigentlich für den Nachbarn bestimmt ist. Sie nimmt es an, obwohl ihr der Name dieses Nachbarn völlig unbekannt ist. Und das, wo sie schon seit vielen Jahren in ihrer Straße wohnt und dort jeden kennt. Natürlich hat die Annahme dieses Pakets dramatische Folgen...
Soweit, so gut. Der Anfang des Romans, in dem wir kurz Emma's Kindheit streifen und ein wenig über ihre Arbeit als Psychologin erfahren, ist ja noch ganz vielversprechend. Doch spätestens wenn das ominöse Paket ins Spiel kommt, fängt's ganz langsam an, ein wenig hanebüchen zu werden. Offensichtlich war es Fitzek's Absicht, den Leser insoweit zu verwirren, dass man irgendwann nicht mehr weiß, was ist Realität und was spielt sich nur in Emma's paranoidem Kopf ab. Ist sie überhaupt paranoid oder will man ihr das einreden? Wem in ihrem Umfeld kann man eigentlich trauen? Allen? Keinem? Kann sie sich selbst trauen?
Grundsätzlich ist das für einen sogenannten Thriller ja eine gute Sache. Psychologische Verwirrspiele haben durchaus ihren Reiz und können sehr spannend sein. Problem für mich bei diesem Buch war aber, dass ich mich des Gefühls nicht erwehren konnte, dass Sebastian Fitzek hier so dick und unsubtil aufgetragen hat, dass es einfach irgendwann nur nervig war. Ich möchte ungern das Wort "unrealistisch" gebrauchen, denn bei einem typischen Roman dieses Genres sollte man nicht zwingend die pure Realität erwarten. Habe ich auch nicht. Aber man sollte trotz allem die Handlung so gestalten, dass sie irgendwo nachvollziehbar bleibt. Hier jedoch erschien mir alles ein wenig zu viel des Guten. Zudem gibt's Vorkommnisse, die für mich überhaupt keinen Sinn hatten (ich sag' nur: gesperrte Kreditkarte - ohne damit etwas zu verraten).
Ich bin mir auch nicht so sicher, ob es von ihm gewollt war, dass Emma statt Empathie eher eine gewisse Genervtheit und Ungeduld in mir geweckt hat. Oder einfacher ausgedrückt: sie ist mir auf den Keks gegangen. Hätte es aber sicher nicht sollen, da ihr doch so viel Schlimmes widerfahren ist. Oder? Problem: das "Schlimme" ist auf eine Art und Weise erzählt, die mich nicht ansatzweise berührt hat oder bewirkt hat, dass ich mit ihr fühle, sondern mich eher stirnrunzelnd fragte, wie abstrus das ganze noch werden soll.
Auch niemand anders in diesem Buch hat mich tiefer berührt. In dem Maße wie Emma mich genervt hat, haben mich alle anderen kalt gelassen.
Warum ich nicht einfach aufgehört habe, statt mir die kompletten 7:29 Stunden Zeit stehlen zu lassen? Weil ich Bücher in der Regel auslese (bzw. zu Ende höre). Da muss es schon GANZ dicke kommen, bevor ich ein Buch vorzeitig beende. Dies ist bisher, soweit ich mich erinnere, nur ein einziges Mal passiert ("Die Hütte" von William Paul Young). Genau so wenig bin ich bisher je aus einem Kino rausmarschiert, bevor der Film zu Ende war, selbst wenn's wirklich grottig war. Nein nein... zu Ende lesen/anschauen, das sollte dann schon sein.
Ja, auch ich habe mich gefragt, was denn nun hinter der Story von Das Paket stecken könnte, aber weniger, weil ich vor lauter Spannung so gefesselt war sondern eher auf eine "hoffentlich wissen wir's bald damit das Buch aus ist" Weise. Falls das Sinn macht. Die Aufösung war dann ab einem gewissen Punkt nicht mehr ganz so überraschend, vorher musste man sich aber noch durch gefühlte 47 Wendungen kämpfen. Alles in allem war ich dann froh, als es vorbei war.
Noch kurz etwas zum Format: seit September letzten Jahres habe ich Hörbücher für mich entdeckt. Stefie hatte sie mir empfohlen, obwohl ich zunächst skeptisch war, ob ich mich darauf konzentrieren könnte, wenn mir jemand vorliest, oder ob meine Gedanken nicht zu sehr abschweifen. Was überhaupt nicht der Fall ist. Hörbuch hören beim Bügeln, Putzen, Essen kochen, Autofahren... herrlich! Ich habe seit September so viele Bücher geschafft, wie in den ganzen letzten Jahren nicht.
In diesem Zusammenhang kann ich auch Audible sehr empfehlen. Bin seit September Abonnent, d.h. ich zahle monatlich EUR 9,95 und bekomme dafür ein Hörbuch. Jedes weitere Hörbuch was ich darüber hinaus kaufe, kostet ebenfalls nur EUR 9,95. Wenn man sich die Preise für Hörbücher in Buchhandlungen ansieht, ist das schon wirklich günstig. Also für jemand, der regelmäßig hört, ist das eine extrem lohnende Sache... und jederzeit ohne Frist kündbar.
Das Paket wurde gelesen von Simon Jäger, sehr populärer Sprecher und "Stammvorleser" von Fitzek Romanen. Simon Jäger hat seine Sache sehr gut gemacht, da gibt's nichts zu meckern.
Zum Glück ist ja alles Geschmackssache und es gibt auch sehr viele positive Meinungen über dieses Buch. Ich kann mich dem aber leider nicht anschließen.
In diesem Sinne bis (vielleicht) morgen!
Heidi xo