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Der Kraftort und der Lieblingsmensch

  • Heidi
  • 25. Jan. 2017
  • 5 Min. Lesezeit

Travemünde der eine, Stefie der andere. (Die andere? Nee, dann hieß es ja Lieblingsmenschin. Oder? Egal. )


Der Kraftort - Travemünde - ist der Stadtteil von Lübeck, der an der Ostsee liegt. Genau da, wo die Trave, der Fluss, ins Meer fließt. Mündet. Travemünde eben.


Wir kennen Travemünde seit den späten 1990ern. Irgend eine Bon Jovi Tour hat uns mal in die Umgebung geführt, wir wollten mal kurz ' nen Blick aufs Meer werfen... das war's. Immer wieder hierhin zurückgekehrt... mal für ein Wochenende, mal für länger, bevorzugt im Winter zu den Feiertagen. Im Sommer ist es voll und voll mögen wir nicht. Und erst recht nicht in Travemünde! Nicht dass über Weihnachten nichts los wäre, aber es ist doch etwas anders.


Jetzt ist auch Winter. Zu Weihnachten haben wir es diesmal nicht geschafft, aber den 29. Jahrestag einer wundervollen und großartigen Freundschaft feiern ist auch kein schlechter Anlass. Dieser schöne kleine Ort ist der würdige Rahmen dafür.


Was ihn so speziell macht, möchtet Ihr wissen? Nun... auf den ersten Blick vielleicht nicht viel. Und warum man gewisse Dinge, Orte, Menschen mag, ist ja auch immer eine sehr individuelle Angelegenheit. Viele mittelältere bis ältere Leute machen dort Urlaub (und, ja, wir sind inzwischen auch mittelalt, mochten es hier aber schon vor ca. 20 Jahren). So etwas wie coole Clubs, Nachtleben, Shoppingmeilen und Designerläden gibt's hier nicht. In den Klamottenläden auf der Haupt-Einkaufsstraße des Ortes, der Vorderreihe, gibt es teils Tragbares, viel Outdoor-Mode und überwiegend Unglamouröses. Es gibt zwei, drei Schuhgeschäfte, eine Parfümerie (nein, keine der üblichen Verdächtigen), diverse Cafés und Restaurants, zwei Drogerie-Märkte (die üblichen Verdächtigen), aber auch den schnuckeligsten Buchladen der Welt (was selbstverständlich Ansichtssache ist). Kein Besuch in Travemünde ohne diverse Runden an den Bücherregalen entlang oder Stöbern in den vielen liebevoll ausgesuchten und dekorierten Kleinigkeiten. Immerhin gibt's für die, die's mögen, zweieinhalb Luxus-Hotels (das halbe wäre unser sicher ehemals Luxus aber jetzt ein wenig in die Jahre gekommenes Maritim). Und im Sommer gibt es auf jeden Fall viele Urlaubs- und Veranstaltungs-Angebote.


Die Sache ist aber die: wir lieben diesen Ort weil wir uns einfach wohlfühlen hier. Wegen ganz vieler kleiner Dinge die man nicht immer mit Worten erklären kann, oder will. Wir lieben die Passat (das stolze Museumsschiff), die vielen großen Fähren die reinkommen und wieder rausfahren durch das Nadelöhr Trave (es wird NIEMALS langweilig, sie an sich vorbeiziehen zu sehen), wir lieben das Essen im Seebär (auch wenn sie jetzt keine Ofenkartoffel mit Krabben mehr haben... ein schwerer Verlust!), wir lieben unseren "Lampenladen" (ein Café, die aber auch Lampen verkaufen... nette Kombination), wir lieben die langgezogene Strandpromenade, auch wenn wir eher selten an den Strand gehen, wir lieben die Aussicht vom Maritim (weniger die Ansicht, aber auch die gehört irgendwie dazu), wir lieben die "Skyline" der Vorderreihe und in einem Strandkorb des "Pegelhäuschens" zu sitzen und einen Drink und/oder Scampis mit Knoblauchsauce zu genießen, wir, ähm ich, liebe "Fisch-Paul", wir lieben den Alten Leuchtturm (besonders wenn dort am Heiligabend Weihnachtslieder gespielt werden und wir vom Balkon einer Ferienwohnung der Maritim-Residenz zuhören, einen heißen Kakao in der Hand), wir lieben die beleuchtete Mole am Abend und das tiefe Wupp-Wupp-Wupp Geräusch, wenn die "Nils Holgersson" oder die "Peter Pan" sich mal wieder auf den Weg nach Trelleborg machen (oder zurückkommen).


All das und noch viel viel viel mehr.


Geplant war dieses Wochenende um den Tag unseres Kennenlernens herum. Wobei der ja leider nicht mehr aufs Datum genau festzulegen ist. Es muss aber irgendwann um diese Zeit im Januar 1988 gewesen sein. Wir haben uns dann auf den 22. geeinigt. Hätte auch der 21. oder 23. sein können, aber wir mögen gerade Zahlen lieber.


Der zukünftige Lieblingsmensch war eines Tages zu Besuch aus Velbert bei ihrer Mutter, die damals in Würselen wohnte. So wie ich. (Übrigens genau das Würselen, wo der neue SPD Kanzlerkandidat herkommt, falls das jemanden interessiert.)


Ihre Mutter machte meiner Mutter dann den Vorschlag, ihre Töchter könnten sich doch mal treffen. Ich fand den Vorschlag doof. So wie arrangierte Treffen/Dates dieser Art grundsätzlich. Aber meine Mutter faselte was von "halbe Stunde", "schaffst du schon" und "Gefallen tun". Also Augen verdreht und rüber gegangen.


Immerhin war die erste Unterhaltung dann nicht katastrophal, dauerte länger als eine halbe Stunde und führte zu einer weiteren Verabredung.


Wir fanden recht schnell heraus, dass wir zwar eigentlich völlig unterschiedliche Charaktere sind, aber in den wichtigen Dingen des Lebens - Musik- Film- und Büchergeschmack (letzterer zumindest was Stephen King betrifft) - meist übereinstimmen. Die Betonung liegt auf meist, ich erwähne hier nur Bob Marley und ABBA. Aber wir finden beide, dass Fight Club der beste Film aller Zeiten ist.


Wir sind uns ebenso darin einig, dass Kinder zwar ok sind, aber nur wenn andere Leute sie kriegen (und sie gut erzogen sind) und dass Männer durchaus toll sein können, man sie aber nicht gleich heiraten muss.


Nicht einig sind wir uns darin, dass Fisch gut schmeckt (finde ich) und Schokolade ein unverzichtbares Lebensmittel ist (findet sie).


Leute neigen häufig zu Schubladendenken. Wenn gewisse Dinge nicht so sind wie "man" das "normal" findet, ziehen sie oft merkwürdige oder falsche Schlüsse. Als Frau in einem gewissen Alter weder verheiratet, noch geschieden, noch liiert, noch Mutter zu sein, und darüber hinaus ständig mit einer anderen Frau, die ähnlich gepolt ist, abzuhängen und obendrein ständig auf irgendwelche Konzerttouren zu gehen ist für manche Zeitgenossen irgendwie ...naja.


Aber ich spreche aus Erfahrung wenn ich sage: eine richtig gute Freundschaft kann durchaus gehaltvoller und stabiler sein als so manche Ehe oder Beziehung. Ein wahrer Freund im echten Sinne des Wortes ist nicht an jeder Ecke zu finden und wenn man ihn hat, hat man ihn fürs Leben. Wir wissen, dass jeder für den anderen immer da ist. Wir wissen, dass wir den anderen um 4 Uhr morgens anrufen können wenn wir Hilfe brauchen und dass wir uns in allen Lebenslagen immer zu 100% aufeinander verlassen können. Wir wissen auch, dass wir zeitweise Abstand voneinander brauchen. Dass eine WG wahrscheinlich schwierig wäre, weil wir große Individualisten sind und uns bei allem was uns verbindet, auch viele Dinge trennen. Und das macht diese Freundschaft so perfekt. Und ich nutze hier bewusst den Begriff perfekt.


Ich würde sie um nichts in der Welt wieder hergeben, meine Lieblingsmenschin.


Jeder der eine(n) ebensolche(n) hat, darf sich mit mir sehr glücklich schätzen.


Nun wollt Ihr sicher alle auch sehen, wie es in Travemünde ausgesehen hat an diesem Wochenende. Die Fotos folgen in den nächsten Tagen, ich lasse Euch wissen, wann sie online sind.


In dem Sinne, bis (vielleicht) morgen.


Heidi xo


PS: Sie hat übrigens auch eine superschöne Webseite samt Blog mit ihren ganz eigenen Ansichten zu diesem und anderen Themen. Sollte man definitiv gesehen und gelesen haben.



© Copyright Heidi Oehlschläger
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